1948: Rectaflex Standard

Die italienische Firma Rectaflex ist heutzutage vermutlich nur noch Insidern ein Begriff. Aber von Rectaflex kam ab 1948 tatsächlich ein sehr grosser Meilenstein der Kleinbildfotografie auf den Markt. Bis dahin gab es nur Spiegelreflexkameras mit Lichtschachtsucher, wie z.B. die Kine Exakta, die als erste Kleinbild Spiegelreflexkamera überhaupt, seit 1936 auf dem Markt war. Ein Lichtschachtsucher hatte den sehr grossen Nachteil, dass das Sucherbild seitenverkehrt war. Actionfotografie war damit praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Konstrukteur Telemaco Corsi hatte eine andere Idee. Er benutzte nämlich bei der Rectaflex ein Pentaprisma für den Sucher. Die Rectaflex Standard war somit die allererste Kleinbild Spiegelreflexkamera mit einem Pentaprismensucher, die in Serie gebaut wurde. Ein Jahr vor der Contax S, der das fälschlicherweise immer wieder zugeschrieben wird. Die Contax S von Zeiss Ikon ist aber viel bekannter und wurde in viel grösseren Stückzahlen hergestellt. Rectaflex war ein Kleinserienhersteller.

Die Rectaflex besass ein sehr eigenständiges und unverwechselbares Design, das auch heute noch modern wirkt. Eine interessante Detaillösung war das Rändelrad für die langen Verschlusszeiten auf der Rückseite. Eine Lösung, die es erst 40 Jahre später in diversen Autofokus Kameras wieder gab. Die Rectaflex ist bis heute die einzige Spiegelreflexkamera, die je in Italien (in Rom) gebaut wurde. Sie besass auch bereits ein fortschrittliches Bajonett für den Anschluss der Wechselobjektive. Das war keineswegs selbstverständlich. Andere Hersteller, wie etwa Asahi Pentax, benutzten noch zwanzig Jahre später Schraubgewinde.

Das abgebildete Exemplar stammt aus der B Serie von 1949. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass ich jemals eine Rectaflex zu einem akzeptablen Preis kaufen kann, nachdem ich die wahnwitzigen Preise solcher Kameras auf ebay gesehen hatte. Aber manchmal hat man ja auch Glück.

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