Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht merken, dass die Canon T90 schon dreissig Jahre auf dem Buckel hat. Sie erschien nämlich schon im Februar 1986. Das revolutionäre Design stammt vom deutschen Designer Luigi Colani, dessen Vater übrigens aus dem Engadin stammte. Colanis ergonomisches Design war wegweisend und wird von Canon heute noch verwendet. Auch das Bedienungskonzept unterschied sich von allen vorherigen Kameras. Auf der Oberseite der Kamera gab es erstmals ein Rad, das mit dem Zeigefinger der rechten Hand bedient werden konnte. Dieses Prinzip wird bis heute bei sehr vielen Kameras verwendet. Canons Mitbewerber kopierten das recht schnell.
Die T90 war auch der direkte Nachfolger der A-1 und das letzte Spitzenmodell mit FD Bajonett. An Bord war fast alles, was damals State of the Art war. Besonders hervorheben muss man den schnellen Verschluss mit 1/4000s als kürzester Verschlusszeit und den sehr schnellen eingebauten Motor mit 4,5 Bildern pro Sekunde. Eingebaute Filmtransportmotoren gab es zwar schon seit der 1979 erschienen Konica FS-1. Aber das waren alles eher Winder mit deutlich langsamerer Tranpso. Was in der T90 fehlte war der Autofokus und auch die Matrixmessung. Autofokus gab es zwar bereits in der ein Jahr früher erschienen T80 (ebenfalls mit FD Bajonett). Aber das war mehr als Versuchsballon zu verstehen, wie die Nikon F3AF oder die Pentax ME F. Canon stieg erst 1987 mit der EOS650 und dem neuen EF Bajonett in den Markt für Autofokus Spiegelreflexkameras ein. Die T90 besass übrigens als erste Canon eine TTL-Blitzbelichtungsmessung. Diese funktionierte mit dem Canon Speedlite 300TL, das eigens für die T90 entwickelt wurde und auch im Design dazu passte. TTL Blitzbelichtungssteuerung gab es übrigens schon elf Jahre früher bei Olympus, die das 1975 mit der OM-2 eingeführt hatten. Sicher zu Recht besitzt die T90 auch heute noch den Ruf der fortschrittlichsten Spiegelreflexkamera ohne Autofokus aller Zeiten.
Praktischerweise wurde sie mit vier AA Batterien betrieben. Heute kann man auch NiMh Akkus verwenden. Die T90 wurde nur kurz gebaut und ist heute deshalb eher selten auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Der direkte Nachfolger war dann 1989 die EOS-1 und 1994 die EOS-1N.
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Fotos: kleinbildkamera.ch